Freudenstadt. Auch im Landkreis Freudenstadt kommt es immer wieder zu schweren, belastenden Ereignissen durch Verkehrsunfälle mit Toten und/oder schwer Verletzten, Unfällen mit Kindern, Gewalttaten und sonstige grausame Notfälle. Solche Einsätze fordern auch erfahrene Einsatzkräfte heraus und die Bilder, die sich dabei bieten können, noch längere Zeit die Helfenden beschäftigen. Sie können nicht nur akute Belastungsreaktionen, sondern (in seltenen Fällen) auch akute Belastungsstörungen oder gar Traumafolgestörungen zur Folge haben. Um den Einsatzkräften aus Hilfs- und Rettungsorganisationen und Feuerwehren eine adäquate Aufarbeitung der Erfahrung und Eindrücke sowie Unterstützung und Begleitung in den Folgetagen anzubieten, sind qualifizierte Kräfte erforderlich.
Seit diesem
Jahr steht den Feuerwehren, den Hilfs- und
Rettungsorganisationen sowie dem Krankenhauspersonal rund
um die Uhr ein geschultes „Einsatzkräftenachsorgeteam
(ENT)“ im Landkreis Freudenstadt zur Verfügung. Die
Polizei hat ein solches Unterstützungssystem bereits seit
Jahren etabliert. Das nun neu gegründete Team setzt sich
derzeit aus sechs Psychosozialen Fachkräften (vier
Seelsorger/innen, zwei Ärzt*innen) sowie elf
Mitarbeitenden der Rettungsdienste, Feuerwehren und der
Polizei (sogenannte Peers) im Landkreis zusammen.
Die ausgebildeten Mitglieder können zu
Einzelgesprächen oder Gruppengespräche in Rettungswachen,
Feuerwehrhäuser, ins Krankenhaus und andere Orte gerufen
werden, um Kolleginnen und Kollegen bei der Aufarbeitung
des Erlebten sowie der Bearbeitung von Stress und
Belastung zu unterstützen. Bei einer Anforderung werden
jeweils zwei Peers und eine psychosoziale Fachkraft zu den
betroffenen Einsatzkräften entsandt. Getragen wird das
Projekt von der Notfallseelsorge im Kreis Freudenstadt.
Das Team wurde im Februar 2024 im Feuerwehrhaus Dornsteten durch eine standardisierte Ausbildung zur Stressbearbeitung nach belastenden Einsätzen befähigt. Im Mittelpunkt der Ausbildung standen die Inhalte der „Traumatologie“ sowie die Methodenschulung bei der Intervention. Die Aufbauausbildung ist im kommenden Jahr geplant. Die Kosten der mehrtägigen Ausbildung, welche von einem Trainer der Bundesvereinigung für Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen durchgeführt wird, belaufen sich bislang auf 7.000 Euro. Mit einer ähnlichen Summe ist bei der Aufbauausbildung im nächsten Jahr zu rechnen.
„Wir sind sehr froh und dankbar, dass der Lions-Club Freudenstadt die Ausbildung des Teams mit 10.000 Euro unterstützt und wir können so die überwiegenden Kosten der Ausbildung tragen“, sagt Pfarrer Timo Stahl und bedankte sich auch im Namen der betroffenen Einsatzkräfte. Die laufenden Kosten im Zuge geforderte Einsätze des Teams werden durch den Landkreis, der evangelischen und katholischen Kirche, sowie durch weitere Spenden getragen.
Durch den Erlös aus der Lions Adventskalender-Aktion konnte der Lions-Club Freudenstadt die Umsetzung dieses Ausbildungsprojekt schnell und unbürokratisch realisieren. Wie notwendig eine solche Einrichtung ist, hat sich bereits erwiesen. Das erst kürzlich ausgebildete Einsatzkräftenachsorgeteam war bereits zweimal im Landkreis im Einsatz, um betroffene Kameraden der Feuerwehr zu unterstützen.